Anerkennung für bürgerschaftliches Engagement - Stadt Dassel zeichnet zum »Tag des Ehrenamtes« aus
Die Stadt Dassel würdigt bürgerschaftliches Engagement zum »Tag des Ehrenamtes«: Dazu wurden auch jetzt Bürgerinnen und Bürger, die sich besonders um ihre Ortschaft verdient gemacht haben, zum Teil seit Jahrzehnten, ausgezeichnet. Bürgermeister Sven Wolter hieß die zu Ehrenden zusammen mit einigen Mitgliedern des Verwaltungsausschusses in Lauenberg willkommen, ebenso diejenigen, die die Vorschläge für die Ehrungen gemacht haben.
Im Jahr 2014/15 seien etwa 3,34 Millionen von den acht Millionen Niedersachsen ehrenamtlich engagiert - das seien rund 40 Prozent. Immer am letzten Freitag im September zeichne die Stadt Dassel Bürger für außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement aus, das zum Teil sehr langjährig unter Beweis gestellt wurde. Die Antragsfrist laufe jeweils bis Mai, der Verwaltungsausschuss entscheide dann darüber. Diesmal, berichtete Wolper, sei das den Beigeordneten nicht leicht gefallen, denn es gab zahlreiche Vorschläge. Und das zeige, wie viele Menschen sich ehrenamtlich betätigen würden. Ein Ehrenamt, das man für die Gemeinschaft übernehme, trage - meistens - zum Glücklichsein bei, stellte er fest. Damit könne man vor Ort und im direkten Umfeld etwas verändern. Jeder, der das tue, verdiene Anerkennung, sowohl seitens der Stadt als auch von den Mitbürgern. Nur gemeinsam, so der Bürgermeister, mit Ausdauer und positivem Denken könne man etwas erreichen, und das wisse auch die Politik. Fünf Ehrenamtliche aus den Dasseler Ortschaften wurden diesmal geehrt.
hinten v.l.: Frank Bandemer, Dieter Kuhfuß, Stephan Schamuhn, Holger Bertram, Ulrich Göllner - vorne v.l. Bürgermeister Sven Wolter, Dieter Erdmann, Annette Becker
Annette Becker aus Mackensen, vorgeschlagen von Sebastian Schoppe, zeichnet sich durch Engagement für Kinder und für die Kirche aus. Sie bietet seit vielen Jahren den Kinderclub Mackensen an, alle zwei Wochen mit sehr abwechslungsreichen Aktivitäten. Es wird gebastelt und gebaut, die Kinder unternehmen Wanderungen oder interessante Ausflüge in die Umgebung. Der Kinderclub ist bei den Kindern sehr beliebt. Annette Becker bereitet die Termine mit viel Einsatz vor und sorgt für begeisterte Teilnehmer. Der nächste Ausflug führe ins Planetarium nach Uslar, kündigte sie an. Eine Attraktion sei immer die Natur, den Wald kennenzulernen, das gefalle den Kindern, und die örtliche Blühwiese sei immer noch toll. Seit mehr als zehn Jahren kümmert sie sich um den Kinderclub. Ihre Arbeit sei sehr positiv für Mackensen, bestätigte Sebastian Schoppe, die Kinder seien gern dabei. Ein solcher Einsatz brauche viel Engagement und Zeit, und aus dem Angebot, bei dem zunächst auch die eigenen Kinder dabei waren, sei inzwischen der Kinderclub für alle Interessierten geworden. Er finde, dass das gewürdigt werden sollte. »Machen Sie weiter so«, sagte die Bürgermeister bei der Verleihung der Urkunde als Zeichen von Dank und Anerkennung. Einen Präsentkorb für jeden Geehrten mit lokalen Spezialitäten gab es ebenfalls.
Ein Vorschlag, dessen Auswirkungen sehr sichtbar waren im Dasseler Stadtgebiet, kam aus Eilensen: Die »Zustände« in der Ortsdurchfahrt haben lange für Stress im Dorf gesorgt. Inzwischen gehört das weithin bekannte Messie-Haus aber der Vergangenheit an. Für Verschönerung, Sauberkeit und Wohlbefinden hat die Dorfgemeinschaft gesorgt. Der Ortsbeauftragte Bernd Watermann hat deren Vertreter zur Ehrung vorgeschlagen: Holger Bertram, Frank Bandemer und Ulrich Göllner; Christiane Diener, die ebenfalls geehrt werden sollte, konnte nicht teilnehmen. Nach dem Verkauf des Eckhauses an der Ortsdurchfahrt/Ecke Krugstraße an ein Paar aus Hamburg haben viele Einwohner sich mit den neuen Eigentümern ans Werk gemacht und Haus und Grundstück von Unrat zu befreien. Müll wurde getrennt und für den Abtransport vorbereitet. Zahlreiche Wochenenden haben die Einwohner geopfert, um in ihrer Freizeit das Ansehen der Ortschaft zu verbessern. Da nicht alle Beteiligten geehrt werden können, wurden stellvertretend nur einige Eilenser benannt; es dürfen sich aber alle Helfer angesprochen fühlen. Über drei Monate waren jeweils 20 bis 30 Aktive an den Wochenenden am Werk, berichtete Holger Bertram. Etwa 350 Kubikmeter Abfall wurden in Container abgefahren. Es sei toll gewesen, wie sich alle eingebracht und auf vielen Wegen um das Gelingen gekümmert hätten. Das sei »wirklich Klasse, aber auch irre anstrengend« gewesen. Dies sei, so der Bürgermeister, ein Beispiel außergewöhnlicher Nachbarschaftshilfe.
Im Karneval, bei den Sollingmusikanten, im Heimatverein, im TSV, als Schiedsrichter, in der Ortsfeuerwehr und im Förderverein Kindergarten: Stephan Schamuhn engagiert sich in Lauenberg in vielen Bereichen. In der Karnevalssession 1994/95 war er Prinz, ab 1995/96 kam er in den Elferrat des Lauenberger Karnevals-Clubs. Seit 2010 ist er dort im Vorstand als Schrift- und Geschäftsführer. Unter anderem hat er eine mehrteilige DVD-Sammlung mit Bildern und Filmausschnitten von Lauenberger Karnevalsumzügen von der Mitte der 50er Jahre bis 1999. Für Lauenberg sei er ein »Tausendsassa«, was das Ehrenamt angehe, sagte Bürgermeister Wolter. In Vertretung von Ortsbürgermeister Bernd Stünkel stellte Ralf Gehrmann aus dem Ortsrat fest, dass Stephan Schamuhn zwar vorn sei, dass er aber auch deutlich mache, dass er auf Mithilfe angewiesen sei. Und wenn Manpower gefragt sei, sei er zur Stelle. Der aus Markoldendorf stammende Schamuhn sei längst ein »echter Lauenberger« und ein »richtiges Pfund« für das Dorf.
Von Sievershausens Ortsbürgermeisterin Cornelia Schmidt wurde Dieter Erdmann zur Ehrung vorgeschlagen. Ehrenamtlich aktiv im TSV ist er seit den 60er Jahren: Lange war er Fachwart für Turnen und Leichtathletik, danach bis 2021 über 50 Jahre Fachwart im Bereich Tischtennis. Von 1968 bis 1981 war er zunächst zweiter und dann erster Vorsitzender des TSV. Es sei etwas Besonderes, dass er über so viele Jahre Sportler angeleitet habe, hieß es; inzwischen habe sein Sohn Dirk das Amt »geerbt«. Der Geehrte könne stolz darauf sein, was er über viele Jahre für den TSV und die Ortschaft geleistet habe, gratulierte der Bürgermeister zur Auszeichnung. Dieter Erdmann, das war und sei immer noch ein bekannter Name in Sievershausen, betonte Cornelia Schmidt. Die Ortschaft sei ihm zu großem Dank verpflichtet. Hinzu komme, dass er das alles »nebenbei« geschafft habe, neben der beruflichen Selbstständigkeit.
Dass die Ortschaften zusammenhalten, wurde auch bei der Ehrung von Dieter Kuhfuß aus Hoppensen deutlich, vorgeschlagen von Ludolf von Dassel. Dieter Kuhfuß sorgt seit Jahren dafür, dass die Rasenmäharbeiten im Dorf reibungslos von den Einwohnern durchgeführt werden. Seit 2013 stellt er einen Jahresplan dafür auf: Jeweils drei Freiwillige bilden eine Kolonne, und alle 14 Tage wird gemäht. Jeder weiß, zu welchem Termin er an der Reihe ist oder dass er gegebenenfalls für Ersatz zu sorgen hat. Dieter Kuhfuß steht dafür, dass die Pläne umgesetzt werden. »Das klappt hervorragend, der Eichengrund sieht immer tiptop aus«, betonte Ludolf von Dassel. Zudem beteiligt er sich seit Jahren aktiv an allem, was in Hoppensen an Arbeiten anfällt. Bei der Erweiterung des Parkplatzes am Gemeinschaftshaus war durch sein berufliches Fachwissen und seine handwerklichen Fähigkeiten die Durchführung in Eigenleistung überhaupt erst möglich. Heute sei so etwas gar nicht auf dieser Basis zu schaffen.
Nach den Ehrungen und vor dem gemeinsamen Essen gab es ein kulturelles »Bonbon« für die Teilnehmer: Heinrich Sprink aus Dassel unterhielt bestens mit Texten von Kurt Tucholsky über die »fünfte Jahreszeit« zwischen spätem Sommer und frühem Herbst und mit dem »Geist der Mirabelle«, einer schönen Kneipen-Geschichte aus Bollerup von Siegfried Lenz.
Textquelle Einbecker Morgenpost, Fotos Stadt Dassel